Scheidung ohne Rosenkrieg - Tipps und Verhandlungsstrategien für eine friedliche Trennung

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Eine Trennung ist nie einfach, sie muss jedoch nicht in jedem Fall zu einem nervenaufreibenden Rosenkrieg führen. Auch wenn Trennungen bzw. Scheidungen schmerzhaft sind, so bieten sie doch auch eine Chance für einen Neuanfang. Doch was kann man tun, damit eine Trennung nicht in einem erbitterten Streit endet?

 

Das ist häufig leichter gesagt als getan, denn bei einer Trennung stehen meist verletzte Gefühle und überschäumende Emotionen im Mittelpunkt. Eine Scheidung geht aber auch ohne Rosenkrieg. Wie es gelingen kann, in einer Trennungssituation konstruktiv und lösungsorientiert miteinander umzugehen und welche Verhandlungsstrategien jetzt sinnvoll sind, das erfahren Sie in diesem Gastbeitrag von Rechtsanwalt Niklas Clamann.     

Eine gemeinsame Basis schaffen

Versuchen Sie eine gemeinsame Basis zu schaffen! Wie diese genau aussieht, ist abhängig von Ihrer Ausgangslage. War die Trennung eine gemeinsame Entscheidung oder hat ein Partner „alleine“ entschieden, dass die Beziehung keine Zukunft mehr hat? Gab es einen spezifischen Auslöser oder sind es wie so oft die vielen kleinen ungelösten Probleme, die Ihre Partnerschaft ins Wanken gebracht haben? Haben Sie vielleicht bereits im Vorfeld gemeinsam versucht an der Beziehung zu arbeiten und dann festgestellt, dass die Gefühle einfach nicht mehr reichen?

 

Je nachdem an welchem Punkt Sie sich befinden, sollten Sie versuchen, Ihren Partner genau dort abzuholen. Haben Sie beispielsweise den festen Trennungswunsch, ohne Ihren Partner darüber aufgeklärt zu haben, so sollten Sie sich jetzt unbedingt die Zeit nehmen, um in Ruhe die Situation zu besprechen und die eigenen Gefühle und Vorstellungen zu erklären. Bedenken Sie, dass Sie sich gedanklich schon viel länger mit der Thematik auseinandergesetzt haben, Ihr finaler Trennungswunsch für Ihren Partner aber unter Umständen völlig überraschend ist. Geben Sie ihm jetzt erst einmal Zeit, sich gedanklich und emotional mit der Situation auseinanderzusetzen und die aufkommenden Gefühle zu sortieren.

 

Auf keinen Fall sollten Sie unmittelbar bei der ersten Konfrontation mit dem Trennungswunsch bereits alles Weitere klären wollen. Diese Situation ist meist zu emotionsgeladen und der Partner mit der neuen Situation komplett überfordert. 

Benennen Sie Konfliktpunkte

Wenn Sie eine gemeinsame Basis gefunden haben, sollten Sie gemeinsam darüber sprechen, welche Auswirkungen Ihre Trennung haben wird. Emotional aber auch rein praktisch. Wie fühlen Sie sich mit der Entscheidung? Wie viel Kontakt zueinander tut Ihnen insbesondere in der ersten Zeit gut oder eben nicht gut? Wie wird sich Ihre Wohnsituation ändern? Haben Sie gemeinsame Kinder oder Vermögenswerte?

 

Hierbei sollten Sie alle möglichen Konfliktpunkte benennen, denn insbesondere das, was unausgesprochen bleibt, führt häufig zu den größten Problemen während der Trennung. 

Betrachten Sie Ihre Problempunkte objektiv

Wenn Sie gemeinsam diese Konfliktpunkte herausgearbeitet haben, kommt der wohl schwierigste Teil der Verhandlungen – das Erarbeiten von Lösungen und Kompromissen. Wichtig ist jetzt, dass Sie aktiv daran arbeiten, die aufgeworfenen Probleme objektiv zu betrachten, ohne dabei Ihre Emotionen als Argumente zu nutzen. Natürlich ist es wichtig, über die Gefühle und emotionalen Auswirkungen der Trennung zu sprechen, aber eine emotional aufgeladene Diskussion führt in den meisten Fällen einzig zu verhärteten Fronten und nicht zu Lösungen.

Auch hier ist der Faktor Zeit ein wichtiger Verbündeter. Versuchen Sie nicht von heute auf morgen Lösungen für alle Ihre Streitpunkte zu finden. Wenn Sie merken, dass die Diskussion zwischen Ihnen und Ihrem Partner nicht mehr auf einer sachlichen Ebene stattfindet, unterbrechen Sie das Gespräch an diesem Punkt und führen Sie es zu einem anderen Zeitpunkt weiter. Teilen Sie Ihrem Partner mit, warum Sie das Gespräch erst einmal unterbrechen wollen und signalisieren Sie gleichzeitig, dass Sie den Dialog gerne wieder aufnehmen, sobald sich die Emotionen wieder gelegt haben und die sachliche Auseinandersetzung möglich ist. 

Arbeiten Sie nicht gegeneinander, sondern suchen Sie nach Kompromissen

Versuchen Sie offen miteinander umzugehen und gemeinsam Kompromisse zu erarbeiten. Dabei kann es helfen, wenn Sie ihre Interessen formulieren, anstatt konkrete Forderungen in den Raum stellen. Wenn Sie beispielsweise möchten, dass Ihr Partner aus der gemeinsamen Wohnung auszieht und Sie und Ihre Kinder dort wohnen bleiben, dann formulieren Sie das dahinterstehende Interesse daran, dass die Kinder nicht zusätzlich durch einen Wohnungswechsel belastet werden sollen.

 

 

Gerade bei Gesprächen und Verhandlungen in Trennungssituationen ist es besonders wichtig, einen offenen und zugewandten Dialog zu fördern. 

Holen Sie sich Hilfe!

Für manche Menschen ist eine Trennung jedoch so belastend, dass sie diese allein nicht bewältigen können. Und das ist auch völlig in Ordnung. Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, die Trennungssituation alleine nicht durchstehen zu können. Hilfe kann in vielfältiger Form erfolgen. Manchen brauchen „nur“ eine Bezugsperson, die ihnen hilft, die Trennung emotional zu verarbeiten. Andere brauchen bei den gemeinsamen Gesprächen Unterstützung aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis, um auf einer sachlichen Ebene zu bleiben und nicht in Streitgesprächen zu enden.

Lassen Sie sich von Profis unterstützen

Es ist jedoch auch möglich und in manchen Fällen sogar nötig, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Schafft es einer der Partner nicht, emotional mit der Trennung fertig zu werden, so kann es sinnvoll sein, zunächst mit Hilfe eines Psychologen oder Coachs die Trennung zu verarbeiten, bevor weitreichendere Entscheidungen getroffen werden können.

 

Stellen sich die Probleme eher in der praktischen Auseinandersetzung, dann bietet es sich an, gemeinsam Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Geht es beispielsweise um gemeinsame Kinder und die Auswirkungen der Trennung auf diese, dann bietet das Jugendamt Hilfsangebote an. Geht es um rechtliche Ansprüche, bietet sich eine Beratung bei einem Rechtsanwalt an. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, vor einem Scheidungsverfahren die sogenannte Mediation in Anspruch zu nehmen. Dabei handelt es sich um ein außergerichtliches Schlichtungsverfahren, in welchem Sie mit professioneller Unterstützung gemeinsame Kompromisse ganz nach Ihren Vorstellungen erarbeiten können.

 

Nehmen Sie die Beratungsangebote möglichst gemeinsam wahr. Dadurch wird vermieden, dass sich ein Gefühl der gegenseitigen Übervorteilung einschleicht und die mühsam erarbeitete einvernehmliche Basis dadurch gefährdet wird.

 

Scheidung ohne Rosenkrieg

Bemühen Sie sich in Ihrem eigenen Interesse um eine einvernehmliche Lösung, denn im Rahmen eines Scheidungsverfahrens birgt die sogenannte einvernehmliche Scheidung viele Vorteile.

 

Eine einvernehmliche Scheidung bedeutet, dass sich die Partner hinsichtlich der Durchführung der Scheidung und auch bezüglich etwaiger Folgesachen wie beispielsweise der Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen einig sind.

Wenn dies der Fall ist, kann das Verfahren schneller und günstiger durchgeführt werden. Außerdem erspart man sich langwierige und nervenaufreibende Streitigkeiten vor Gericht.

 

Die Kostenersparnis bei der einvernehmlichen Scheidung ergibt sich daraus, dass sich die Kosten nach dem Verfahrenswert richten und dieser sich mit jeder weiteren Folgesache erhöht. Hat man sich also im Vorfeld bereits außergerichtlich über relevante Fragen geeinigt, braucht man sie gar nicht mehr bei Gericht geltend machen. Außerdem besteht bei einer einvernehmlichen Scheidung trotz des vor dem Familiengericht herrschenden Anwaltszwanges die Möglichkeit, dass nur ein Ehegatte anwaltlich vertreten ist. Dieser Anwalt muss dann den Scheidungsantrag stellen, der andere Ehegatte muss dann lediglich zustimmen. Somit kann man die Hälfte der Rechtsanwaltskosten sparen.

 

Außerdem verkürzt sich die Verfahrensdauer erheblich, wenn beide Ehegatten an einem Strang ziehen und bei der Durchführung des Verfahrens mitwirken. Das gesamte Scheidungsverfahren kann dann

 in einem Zeittraum von ca. sechs bis acht Monaten durchgeführt werden. Sofern der grundsätzlich gesetzlich vorgeschriebene Versorgungsausgleich nicht durchgeführt werden muss oder sich die Ehegatten zuvor bereits in einer notariellen Urkunde geeinigt haben, kann das Verfahren auch schon nach wenigen Wochen abgeschlossen sein.

 

Und nicht zuletzt hat die einvernehmliche Scheidung den Vorteil, dass bloß die im vornhinein gemeinsam besprochenen und rechtlich notwendigen Verfahren umgesetzt werden und nicht noch jahrelang vor Gericht über einzelne Punkte gestritten wird, so dass das Verfahren nicht unnötig belastend für die Ehegatten ist. 

 

Der Autor:

Niklas Clamann ist als Rechtsanwalt in Münster tätig und hat sich auf Familienrecht spezialisiert. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Durchführung von sogenannten Online-Scheidungen. Clamann ist nahezu täglich mit frisch getrennten Paaren in Kontakt und versucht, im Rahmen seiner anwaltlichen Tätigkeiten zugunsten seiner Mandanten immer auf eine einvernehmliche Scheidung hinzuwirken.

 

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