Wie übersteht man eine Trennung in der Coronakrise?

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Eine Trennung ist immer und zu jedem Zeitpunkt eine heftige Krise, aber eine Trennung in der Coronakrise – das stellt viele Menschen vor eine Herausforderung der ganz besonderen Art. Aktuelle Studien, aber auch die hohen Anfragen in meiner Coachingpraxis Herzkümmerei zeigen:  Spannungen und Streit in Beziehungen, aber auch Trennungen haben im letzten (Corona)Jahr deutlich zugenommen. Die erzwungene Nähe durch Homeoffice, fehlende soziale Kontakte und oft auch materielle Sorgen wirken sich auf viele Beziehungen negativ aus. Viele Paare haben bereits die Konsequenzen in Form einer Trennung gezogen, andere, die in meine Praxis kommen, denken ernsthaft darüber nach, ihren Partner, bzw. ihre Partnerin zu verlassen. Was macht Corona mit uns und unseren Beziehungen? Wie können Paare besser mit dem Corona-Stress umgehen und was können wir tun, wenn es trotzdem zu einer Trennung kommt?  

Corona – Beziehungen unter der Lupe

Ein Jahr Pandemie – das zerrt an unseren Nerven und an unseren Beziehungen. Wir werden in kaum gekannter Weise auf uns selbst und unsere Partnerschaft zurückgeworfen. Ein Jahr Homeoffice, Homeschooling, ein Jahr auf beengtem Raum mit seinem Partner, bzw. seiner Partnerin zusammen zu leben und zu arbeiten – das ist eine große Herausforderung. Wo man sich früher vielleicht auf die gemeinsame Zeit und die Nähe gefreut hat, kann man einander jetzt schon mal überdrüssig werden. Der Wegfall von Hobbys, sozialen Kontakten oder Freizeitaktivitäten – der Blick für den Ist-Zustand der Partnerschaft ist nun frei. So auch bei  Jule, die vor kurzem um ein Coachinggespräch bat. Die Beziehung zu Paul ist noch recht frisch, das Paar lebt seit einem Jahr gemeinsam in einer kleinen Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel. Der Wunsch nach dem Zusammenleben ging sehr stark von Paul aus, erzählte mir Jule. Die anfängliche Verliebtheit hat am Anfang noch dazu beigetragen, dass Jule über vieles, was sie an Paul störte, hinwegsehen konnte. Im Vor-Corona-Alltag gab es genug Möglichkeiten, Abstand zu schaffen, wenn die Stimmung angespannt war. Mittlerweile kann Jule Paul kaum noch ertragen. Beide arbeiten im Homeoffice, sie im Schlafzimmer, er in der Küche – alles Wand an Wand. Zwischendurch trifft man sich kurz in der Küche auf einen Kaffee. Stundenlang hört sie Paul mit lauter und selbstgefälliger Stimme mit seinen Kunden telefonieren. „Er findet sich so cool“, klagt Jule. „Ohne Mr. Wichtig läuft in der Firma offenbar gar nichts.“ Aber am Ende des Tages, wenn er mit ihr auf dem Sofa sitzt, verbreitet er schlechte Laune; sein Verhalten Jule gegenüber wird immer gleichgültiger, desinteressierter. Auch die anfangs so lebendige sexuelle Beziehung ist eingeschlafen. Jule findet Paul in Jogginghose mit zunehmend mehr Bauch überhaupt nicht mehr erotisch. Es kommt immer häufiger zu Streit und Konflikten, die offenbar zunehmend respektlos ausgetragen werden.   

 

Bestehende Probleme werden sichtbar

Das, was Jule mit schildert, ist gar nicht so ungewöhnlich. Paare, die erst ein paar Jahre zusammen sind, haben es in der Pandemie besonders schwer. Ihre Beziehung müsste nun eigentlich die nächste Entwicklungsstufe erreichen. Hochzeit, Familie – das sind Themen, die bei Paaren in den Dreißigern oft intensiv diskutiert werden. Die Corona-Zeit macht aber viele Paare nachdenklich. Ist das wirklich der Mensch, mit dem ich die nächsten Jahrzehnte zusammen sein will?

Alles eine Folge von Corona? Ganz sicher nicht. Ja, die Pandemie schafft zusätzlichen Stress, aber in den Coachinggesprächen mit Jule wird schnell deutlich, dass die Beziehungsprobleme auch vorher schon da waren. Corona und die damit einhergehenden besonderen Bedingungen machen die Tür für Beziehungszweifel sehr weit auf, bereits schwelende Konflikte können mangels Distanzmöglichkeiten nun zu kleinen Flächenbränden werden.  

Konflikte und unterschiedlich Vorstellungen sind in Beziehungen völlig normal – eigentlich eine Binsenweisheit. Bei  Jule und Paul wird es nun darum gehen, wie sie mit dieser Situation umgehen. Wenn Sie es schaffen, ihre Konflikte zu benennen und ihre Bedürfnisse klar zu formulieren, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen, dann kann aus dieser Corona-Beziehungs-Krise eine echte Chance für ihre Partnerschaft werden.                      

Wie übersteht man eine Trennung in der Corona-Zeit?

Doch was passiert, wenn sich Paare nicht zusammenraufen? Trennungen sind immer sehr schmerzhaft, aber in der Pandemie ist ein Neuanfang zugegebenermaßen besonders schwer.  Kontaktbeschränkungen, geschlossene Kinos, Theater, Sportstudios – Ablenkung zu finden, ist in diesen Zeiten deutlich schwerer. Konzentriere dich jetzt auf gute Freundinnen und Freunde, organisiere digitale Treffen – sieh zu, dass du dich im Rahmen deiner Möglichkeiten gut ablenkst. Soziale Kontakte zählen in der psychosomatischen Medizin zu den sogenannten „Green flags“. Auch wenn dein Sportstudio jetzt zu hat: Bewege dich so viel wie möglich an der frischen Luft, geh in die Natur, erlebe den Frühling ganz bewusst. Das wieder erwachende Leben zu beobachten kann sehr tröstlich sein; alles geht weiter – dein Leben auch. Aber auch Online-Sportmöglichkeiten sind jetzt perfekt. Das Angebot im Netz ist im letzten Jahr geradezu explodiert. Wenn du es ruhiger angehen lassen willst, dann probiere es mal mit Meditationen. Auch hier gibt es tolle und vielfältige digitale Möglichkeiten. 

 

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Es gibt ein Leben danach! Schau nach vorne

Es wird eine Zeit nach Corona geben und es wird eine Zeit nach deiner Trennung geben. Ja, ich weiß, beides ist im Moment schwer vorstellbar… Wichtig ist jetzt, dass du deine Situation annimmst, akzeptierst, dass dein Leben im Moment so ist wie es ist.  Akzeptanz ist ein wichtiger erster Schritt. Erst nach der Akzeptanz können wir aktiv Lösungen suchen. Wichtig zu wissen: Krisen dauern umso länger, je länger man sie nicht aktiv annimmt.  Versuche, die Kontrolle über deine Situation zurück zu gewinnnen und gehe in die Rolle des Gestalters. Die Opferrolle, die für viele recht attraktiv ist, ist leider eher destruktiv und sehr kontraproduktiv. Was kannst du stattdessen tun?  Wirf mal einen vorsichtigen Blick in die Zukunft und schmiede Pläne für die „Zeit danach“: Was wolltest du schon immer mal machen? Bücher, digitale Seminare zum Beispiel bei der Volkshochschule – hier kannst du Anregungen finden und dich auf deine Zukunft konzentrieren. Lege deinen Fokus bewusst auf das, was du selbst beeinflussen kannst. Selbstwirksamkeit nennt man das in der Psychologie. Schau dir das Wort einmal genau an: Selbst-Wirksamkeit. Ja, du kannst selber etwas bewirken, du kannst wirken, etwas in deinem Leben aktiv be-wirken. Einen Expartner kannst du nicht beeinflussen, Corona auch nicht, aber viele andere Dinge durchaus. Sei gewiss, der Schmerz, der dich heute so fest im Griff hat, wird sich verändern und irgendwann auch ganz vergehen. 

 

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Ein Tipp aus der Positiven Psychologie – Das Glückstagebuch

Zum Schluss möchte ich dir noch einen Tipp aus der positiven Psychologie mitgeben, der einfach aber sehr wirksam ist. Der Positive Tagesrückblick ist ein Klassiker der Positiven Psychologie, der inzwischen vielfach untersucht wurde, definitiv wirkt und für jeden umsetzbar ist. Diese Methode wurde mehrfach in Studien untersucht und die positiven Wirkungen konnten nachgewiesen werden. Forscher haben herausgefunden, dass die Intervention die Lebenszufriedenheit erhöhen und depressive Symptome mindert. Nachdem die Teilnehmer eine Woche lang jeden Abend einen positiven Tagesrückblick gemacht hatten, konnten die Effekte teilweise noch bis zu 6 Monate später nachgewiesen werden.

Und so geht es: Besorge dir ein hübsches Notizbuch und nimm dir jeden Abend ein paar Minuten Zeit, um über deinen zurückliegenden Tag nachzudenken. Notiere dir nun drei Dinge, die besonders positiv bzw. schön waren und schreibe auf, was du dazu beigetragen hast.

Die Dinge müssen dabei nicht groß oder außergewöhnlich sein. Es können auch kleine Erlebnisse sein, zum Beispiel ein schöner Spaziergang, den du gemacht hast oder eine Nachricht, die dir eine liebe Freundin oder ein Freund geschickt hat. Frage dich dabei, was dein Anteil an diesem positiven Moment ist. Die schöne Nachricht deines Freundes, bzw. deiner Freundin kam vielleicht, weil du viel zu einer guten Freundschaft beiträgst. Indem du dir bewusst machst, was du zu diesen positiven Momenten beigetragen hast, stärkst du deine Selbstwirksamkeit. Du wirst erkennen, dass du nicht nur „Opfer“ bist, sondern sehr viel dazu beitragen kannst, dass es positive Gefühle und schöne Erlebnisse in deinem Leben gibt. Versuch es doch mal!

Alles Gute wünscht dir deine Herzkümmerin 


Die Herzkümmerei hören? Hier findest du den Podcast zum Thema 


Die Herzkümmerei in der Presse: Lies auch das Interview zum Thema, das ich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegeben habe.

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E-Mail  Heike.Klopsch@herzkuemmerei.de

 

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