Warum du eine Trennung akzeptieren solltest

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Keine Frage, eine Trennung ist eine sehr große Lebenskrise. Sie stellt uns als Person in Frage, berührt uns in unserem ganzen Sein. Liebeskummer kann sehr mächtig sein und uns ordentlich in den Klammergriff nehmen. Nichts scheint mehr Sinn zu machen, Hoffnungslosigkeit und Trauer sind die Gefühle, die uns beherrschen.

 

Die Bewältigung von Krisen lernen wir weder in der Schule noch auf der Uni – wir lernen leider nur aus (schmerzhafter) Erfahrung. Doch auf welches Instrumentarium können wir in einer emotionalen Ausnahmesituation zurückgreifen, was hilft jetzt wirklich?

 

So widersprüchlich es im ersten Moment klingt: Akzeptanz! 

Akzeptiere die Situation und nimm sie an!

Leichter gesagt als getan. Die negative Lebenssituation, in der man steckt, in aller Konsequenz zu akzeptieren, das ist alles andere als einfach. Wir hadern mit unserem Schicksal, wünschen uns den geliebten Menschen verzweifelt zurück, wollen das alles so ist wie vorher. Die Akzeptanz einer Krise ist harte Arbeit und manchmal muss man sich auch Hilfe holen. Aber je länger wir uns in Krisen reingraben und die Akzeptanz der negativen Gefühle und des Geschehenen verweigern, umso länger dauert alles. Umgekehrt gilt übrigens auch: Je mehr wir vor der Krise, in diesem Fall vor dem Verlust und die damit verbundene Trauer um den geliebten Menschen weglaufen, umso stärker holt sie uns später wieder ein. Frauen neigen übrigens häufig dazu, sich als Opfer zu fühlen und alles immer und immer wieder durchzukauen, anstatt in die Handlung zu gehen. In der Zoologie gibt es den Begriff „Rumination“, das bedeutet „Widerkäuen“. Die schwierige Lebenssituation wird bei diesen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder durchgekaut, aber nicht aktiv angegangen. Umgekehrt neigen Männer übrigens häufig dazu, schnell in neue Beziehungen zu gehen. Sie suchen die „Heilung“ von ihrem Schmerz in einer anderen Beziehung. Mit schnellem Sex versuchen sie ihr angegriffenes Ego aufzuwerten. So unterschiedlich die Wege sind, sie führen nicht zum Ziel. Denn in beiden Fällen wird auf eine bestimmt Weise gegen das Problem gekämpft, anstatt sich den Ängsten wirklich zu stellen. Und wer gegen seine Problem kämpft, der haftet daran.

Akzeptieren heißt nicht zustimmen

Richtig gelesen: Zu akzeptieren, dass jemand dich verlassen hat, heißt nicht, alles klaglos und passiv hinzunehmen. Akzeptanz ist nicht gleichbedeutend mit Zustimmung! Der entscheidende Unterschied liegt im Aufgeben. Wenn ich zustimme bedeutet das, ich gebe auf, ich nehme hin. Genau das solltest du nicht tun, denn das wäre selbstschädigend. Im Gegenteil, schau genau auf das, was passiert ist, reflektiere das Verhalten deines Partners und auch dein eigenes Zutun. Wo sind meine Anteile, die zur Trennung geführt haben, welche Kritik nehme ich an, welche nicht. Wo will und muss ich mich künftig verändern? Denke in Ruhe nach und dann triff deine Entscheidung. „Ich gehe voran, ich will wieder ein lebenswertes Leben führen… und ich habe auch ein Recht darauf.“  Du hast die Wahl – zustimmen und stehenbleiben oder akzeptieren und mutig weitergehen.

 

Raus aus der Opferrolle

Angst und Unsicherheit sind in Trennungssituationen dominierende Gefühle. Und beide Gefühle sind eher lähmend, sie machen inaktiv. Sie führen dazu, dass man einen Tunnelblick bekommt. Alles wird eng, man konzentriert sich auf das Geschehene und verharrt in der Ohnmacht, also in der Handlungsunfähigkeit. Neue Handlungsspielräume und damit verbundene mögliche Optionen bleiben dir auf diese Weise verschlossen. Doch die gibt es eigentlich immer, auch wenn sie sehr klein scheinen.

In dem Moment, wo wir uns für die Akzeptanz der Krise aktiv entscheiden, gewinnen wir unsere Handlungsfähigkeit zurück. Mach dir klar: Ja, ich bin verlassen worden und ja, es tut verdammt weh. Und ich muss jetzt damit leben, dass er oder sie eine Entscheidung gegen mich und unsere Beziehung getroffen hat. Und ja, ich weiß gerade nicht, wie es weiter gehen kann. Gesteh dir zu, dass du dich gerade hilflos fühlst, dass du emotional an deine Grenzen gestoßen bist. Durch die bewusste Entscheidung, deinen Kummer anzunehmen, kannst du aus der Opferrolle herausgehen. Konzentriere dich bewusst auf deine Möglichkeiten, nicht auf die Hindernisse. Die Akzeptanz deiner Lebenssituation ist die Voraussetzung dafür, dass sich dein Blick weiten kann.      

Akzeptanz schafft Raum für neue Wege

Wenn du es schaffst, diese unabänderliche Situation anzunehmen, ist schon viel geschafft. Denn nun kannst du  den neu gewonnen gedanklichen Raum und deine Energie für andere Dinge nutzen, im besten Falle für Dinge, die dir jetzt guttun und dir neue Perspektiven eröffnen. So absurd es klingen mag, aber jede Lebenskrise ist eine Chance, denn sie bietet die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit sich selbst.

Wer bin ich ohne den anderen, was macht mich aus, was sind meine ureigensten Wünsche und Bedürfnisse, was gibt meinem Leben (jenseits einer Partnerschaft) Sinn? Viele meiner Klient*innen finden auf ihrem Weg durch die Krise ganz neue und oft überraschende Antworten. In der Psychologie spricht man von einer posttraumatischen Persönlichkeitsentwicklung - ein Booster für ein gereifteres Ich.   

 

So ging es auch meiner Klientin Susanne.  Susanne war nach mehreren Jahren Beziehung gegen eine jüngere Frau ausgetauscht worden. Völlig fertig, verzweifelt und gekränkt saß sie in meiner Praxis. In den ersten Coaching-Sitzungen war sie tatsächlich nur traurig und – wie oben beschrieben – handlungsunfähig. Aber nach einer Weile ging es los… Sie fing an, an sich und ihren Bedürfnissen zu arbeiten, um festzustellen, dass sie viele ihrer Wünsche im Laufe der Jahre zugunsten ihrer Ehe komplett aufgegeben hatte. Im Laufe der Arbeit entdeckte viel von ihrem jüngeren Ich wieder. Irgendwann konnte sich wieder daran erinnern, was ihr vor vielen Jahren alles wichtig gewesen war und fing an, diese Dinge wieder im Alltag zu praktizieren. Und da war sie auf einmal wieder: Die fröhliche aktive und vor allem die kreative Susanne, die sich erinnerte, dass sie früher so gerne gemalt und gezeichnet hatte. Sie hatte dieses schöne Hobby aufgegeben, weil ihr Mann ihr „Gekleckse“ lächerlich gemacht hatte. Aber sie entdeckte das Malen und vieles andere im Laufe des Coachings wieder. Sie hatte etwas „Sinn-volles“ für sich neu entdeckt. Das Malen machte ihr Freude, und Freude ist ein ganz wichtiger Treiber für unser Selbstwertgefühl.

 

Sinn führt uns aus Lebenskrisen

Jetzt wird es ein wenig philosophisch. Aber ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass eine Lebenskrise oft auch eine Sinnkrise ist. Interessant ist, dass viele meiner Liebeskummer-Klient*innen in den Gesprächen sagen: „Alles macht keinen Sinn mehr…“ Und tatsächlich lohnt es sich, auf die Sinnsuche zu gehe. In einer Lebenskrise hartnäckig nach einem Wundermittel für Heilung zu suchen, ist sehr mühsam und ehrlich gesagt vergeblich. Das Glück ist in einer Trennungsphase weit entfernt und die aktuelle Lebenssituation ist viel zu komplex, um auf die Schnelle wieder glücklich zu werden. Aber in diesem Prozess auf Sinnsuche zu gehen, das kann tatsächlich lohnend und auch heilend sein. Dinge und Handlungen, die uns und unser Leben mit Sinn füllen, können uns aus einer Lebenskrise führen. Sinn gibt uns in schweren Lebensphasen Kraft und Orientierung. 

 

Ich hatte vor kurzem eine Klientin, die in der schmerzhaften Trennungsphase angefangen hat, sterbende Menschen zu begleiten. Ja, das klingt erst einmal merkwürdig. Doch diese Arbeit gab ihrem Leben einen völlig neuen Sinn. Sie qualifizierte sich im Bereich der Sterbebegleitung immer weiter und hat aus dem Umgang mit todkranken Menschen sehr viel Energie für sich gewonnen. Anderen Menschen in einer Situation zu helfen, in der man eigentlich selber Hilfe braucht – das kann ein Schlüssel für das eigene Elend sein. Meine Klientin bekam sehr viel Dankbarkeit von den sterbenden Menschen. Sie hat eine wahrhaft sinn-volle Aufgabe und eine neue Kraft gefunden, die sie ein wenig von ihrem eigenen Kummer weggeführt und ihrem Leben eine völlig neue Richtung gegeben hat. Und, um dieser Frage gleich zuvorzukommen: Nein, glücklich ist sie nicht, aber zufrieden. Ich finde, sie ist auf ihrem Weg schon sehr weit gekommen!    

 

 

Übernimm Verantwortung für dein Leben

Akzeptanz heißt, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Das ist nicht immer leicht. Die Übernahme von Verantwortung ist ein dorniger Weg. Es bedeutet, Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen, es bedeutet auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Und manchmal werden wir dabei mit Seiten von uns konfrontiert, die wir nicht attraktiv finden, die wir nur ungerne zeigen, für die wir uns vielleicht sogar schämen. Doch genau darum geht es, Schwächen an uns zu erkennen und sie zu akzeptieren. Anders gesagt: Indem wir Frieden mit uns selbst schließen, uns in unserer Ganzheit annehmen, also in die Verantwortung für unser Selbst gehen, werden wir wahrhaft souverän und selbstbewusst.

 

Zu guter Letzt: Krisen sind ein vorübergehendes Unglück aber kein Dauerzustand! Also, nehmen Sie die Lebensfäden in Ihre Hände, übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben und für Ihr Sein. Es lohnt sich!  


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Die Herzkümmerei hören: Den Podcast zum Thema findest du Hier

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